Restauration
NSU 501 OSL Baujahr 1936 |
Die hier gezeigte Maschine wurde im Zeitraum von 1994 - 2006 in Holland von Herrn Groen neu aufgebaut.
Als Grundlage diente diese Maschine aus Polen mit der Rahmennummer 1 024 119, also Baujahr 1936.
Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, stimmte bei diesem Motorrad allerdings so gut wie nichts. Der Motor war gekapselt, stammte also von einem späteren Baujahr. Der Primärkasten besaß schon die Aufnahme für einen komplett gekapselten Kettenkasten. Scheinwerfer, Tank, Auspuff und Schutzbleche passten ebenfalls nicht. So musste ein passender Teileträger dazugekauft werden.
Eine Anfrage bei der NSU GMBH Neckarsulm ergab folgende Auskunft :
Das NSU 501 OSL - Motorrad mit der Rahmennummer 1 024 119 wurde am 09.07.1936 im Werk Neckarsulm produziert und werkseitig mit dem Motor Nummer 22960 ausgerüstet. Käufer des Motorrads war Herr Müller in Frankfurt/Main. Die Maschine wurde mit Bosch Lichtbatteriezünder B 145 und mit einem Grätzin-Vergaser ausgeliefert. Das Motorrad war mit Veigel-Tacho und einer Fußschaltung als Mehrausstattung ausgerüstet.
Für die Restauration wurde ein passender Motor Baujahr 1936 am Bodensee aufgetrieben und erhielt die entsprechende Motornummer. Schutzbleche, Scheinwerfer und Sattelteile stammen von der Veterama in Mannheim.
Dann konnte es losgehen: Der Motor wurde komplett überholt. Dabei wurde auch ein neuer Kolben verbaut. Er stammt von der Firma Piston und kam aus Australien. Als ich den Motor selbst nochmals zerlegte, konnte ich feststellen, dass der Kolben und sein Vorgänger von der Firma Kolben-Schmitt aufs Gramm das gleiche Gewicht hatten. Der Rahmen und die Blechteile wurden sandgestrahlt und pulverbeschichtet. Das einstellbare Lager der Vorderradnabe wurde durch ein festes Lager ersetzt. Auch die Felgen wurden erneuert und neu eingespeicht.
Im Vertauen darauf, dass sauber gearbeitet worden war, kaufte ich das Motorrad im Februar 2007. Der Tank, die Armaturen, alle Züge und die Elektrik mussten noch ergänzt werden. Zuerst zerlegte ich aus reiner Neugier Motor und Getriebe. Der Zylinder wurde nochmals gehohnt und die etwas tief eingeschliffenen Ventilsitze durch neue ersetzt. Der Kupplungskorb wurde aufgearbeitet und eine gebrochene Anlaufscheibe im Getriebe ersetzt. Alles in allem stellte sich jedoch heraus, dass gute Arbeit geleistet worden war. Die Restauration des Tankes übernahm die Firma Amon in Schweinfurt. Nachdem alle Züge montiert, Kupplung, Vergaser und Zündung eingestellt waren sprang das Motorrad auch wirklich an. Fachmännischen Rat erhielt ich vom NSU Spezialisten Herrn Dietsche aus Reutlingen.
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Die ersten Probefahrten waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Da meine anderen Motorräder die Fußschaltung links haben, musste ich mich anfangs wirklich konzentrieren. Als Problem stellte sich die Kupplung heraus. Zum einen trennte sie nicht sauber, und auf der anderen Seite rutschte sie bei stärkerer Beschleunigung durch. Gegen das Durchrutschen wurde mit einer dünneren Unterlagscheibe unter der Zentralfeder und einem anderen Öl im Primärkasten Abhilfe geschaffen. Dass die Kupplung nie ganz sauber trennt ist bauartbedingt. Durch die Zentralfeder liegt die Druckscheibe nicht ganz parallel und trennt daher nicht exakt. Mit der Zeit habe ich mich jedoch an diese Kupplung gewöhnt und komme ganz gut klar. Eine bessere Kupplung wie sie in der Konsul verbaut ist, kommt für mich aus Gründen der Originalität nicht in Frage.
Es macht wirklich Spaß mit dieser Maschine zu fahren, weil sie von unten heraus ordentlich Dampf hat. Als ich nach der Einfahrzeit richtig Gas gab, konnte ich feststellen, dass die Maschine tatsächlich hält was als Spitzengeschwindigkeit (120 km/h) angegeben ist. Inzwischen bin ich über 1500 km gefahren und gewinne immer mehr Vertrauen in dieses zuverlässige Fahrzeug.
Hier noch der Vergleich zwischen der Vorlage, einem Bild das die ehemalige Maschine meines Vaters zeigt (eine NSU 351 OSL 1936), und meiner fertig restaurierten NSU 501 OSL ebenfalls Baujahr1936. Zum Verwechseln ähnlich, oder?